Eine Nacht im Biwak unterm Sternenzelt

  • Herbstliches Biwak-Adventure

  • Karwendelgebirge

  • Nichts für Warmduscher

  • Bring your own

  • Warmer Schlafsack ist ein Muss

  • Gute Isomatte ebenfalls einpacken

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Höchster Punkt

Schon seit einiger Zeit sprechen wir davon, nach einer Bergwanderung einfach am Gipfel zu bleiben und dort die Nacht zu verbringen – ohne Abstieg zu einer gemütlichen, warmen Hütte oder gar ganz zurück ins Tal zu marschieren. Das Abenteuer, direkt am Gipfel und unter freiem Himmel zu übernachten stand schon länger auf unserer Bucket-List.

Eine Biwak-Mission bietet sich eigentlich im Sommer hervorragend an: es wird erst spät dunkel und schon früh wieder hell. So gilt es dann „nur“ eine kurze und vermutlich nicht ganz so kalte Nacht im Schlafsack zu verbringen.

Long story short: Wir haben die Chance in den Sommermonaten verpasst und mussten nun auf gutes Wetter für einen Termin Ende Oktober hoffen. Das Equipment (der Daunenschlafsack und die aufblasbare Isomatte) lag bereit, der neue Gaskocher wartete auf seinen ersten Einsatz und die Wettervorhersage für das Wochenende war vielversprechend. Es konnte also endlich los gehen…

Maximal antizyklisch unterwegs

Wir starten am Nachmittag vom wunderschön herbstlich gefärbten Großen Ahornboden. Viel Zeit zum Schlendern zwischen den gut 2.000 bunten Berg-Ahornbäume haben wir allerdings nicht. Nach Möglichkeit wollen wir noch vor dem Sonnenuntergang auf dem Gipfel des Mahnkopfs ankommen. Es liegen 9km und gute 900hm vor uns. Ein straffes Programm für die nächsten 2,5 Std. bis zum Sonnenuntergang. Die schweren und voll bepackten Rucksäcke machen das nicht unbedingt leichter.

Am Ende der Eng Alm gehen wir in westlicher Richtung über das Hohljoch immer weiter im Schatten der Laliderer Spitze zum Spielissjoch. Von da aus geht es dann in nördlicher Richtung vorbei an der Falkenhütte und weiter über das Ladizköpfl in den knackigen Schlussanstieg zum Mahnkopf auf 2094m.

Zum Thema „antizyklisch“: Auf dem Hohljoch kamen uns bereits die letzten Bergwanderer bei ihrem Abstieg entgegen. Danach mussten wir uns das Karwendel-Kino nur noch mit ein paar Gams-Rudeln teilen.

Sonnenuntergang ohne Sonne

Obwohl wir noch pünktlich vor dem Sonnenuntergang am Gipfel ankamen (wenn auch außer Atmen und komplett nass geschwitzt) war uns der direkte Blick auf die untergehende Sonne leider verwehrt geblieben. Denn dem Mahnkopf stehen in westlicher Richtung ein paar zu hohe Karwendel-Wände im Weg.

Okay, kein Problem! Für den Sonnenaufgang haben wir schließlich die Logenplätze gebucht. Jetzt müssen erstmal schnell die nassen Klamotten runter.

„WARTE, sind das Eiskristalle auf unseren verschwitzen Long Sleeves?“

„JA, verdammt! Ganz schön zapfig hier!“

Ruck zuck ist’s dunkel!

Die blaue Stunde – also die Zeitspanne zwischen Sonnenuntergang und dem Einbruch der Dunkelheit – wird nicht nur genutzt, um uns warm anzuziehen, sondern auch, um einen geeigneten Spot zum Schlafen zu finden. Einigermaßen ebenerdig und möglichst windgeschützt sollte unser Nest für die Nacht schließlich schon sein. Nur knapp 20 Höhenmeter unterhalb des Gipfels haben wir eine gute Stelle gefunden, wo wir es uns jetzt gemütlich machen können. Besonders windgeschützt ist es hier nicht, aber es geht auch nur ein leichtes Lüftchen. Das sollte uns heute Nacht keine Probleme bereiten.

Kaum haben wir unser Schlaflager aufgebaut geht es schon direkt an die Zubereitung des Abendessens, denn wir wollen uns so schnell wie möglich in die warmen Schlafsäcke legen. Die Füße werden langsam schon etwas eisig. Unsere mitgebrachte Tütenpasta ist zwar nicht das Gelbe vom Ei aber immerhin eine warme Mahlzeit.

Und plötzlich geht der Mond auf

Wir konnten unseren Augen kaum trauen und wussten im allerersten Augenblick, den orange leuchtenden Himmelskörper am Horizont nicht zu deuten.

„Wow, das ist der Mond!“

Wer braucht schon einen Sonnenuntergang, wenn der Mond sich seinen Weg so eindrucksvoll in den Nachthimmel bahnt? Die kalten Füße waren dadurch aber nur kurz in Vergessenheit geraten. Jetzt wurde es schließlich Zeit für den Daunenschlafsack.

Auf eine lange Nacht folgt ein herrlicher klarer Herbstmorgen

Wenn man von einer außerordentlich komfortablen Nacht im Biwak ausgeht, wird man wahrscheinlich enttäuscht. Die äußeren Bedingungen waren kein Problem, denn dank unserer Deuter Astro Pro 800 Schlafsäcke mussten wir auf jeden Fall nicht frieren. Diese garantieren eine komfortable Isolation bis zu einer Außentemperatur von bis zu -15°C. Dennoch müssten wir lügen, wenn wir sagen würden, dass wir einen gesunden und unterbrechungsfreien Nachtschlaf hatten – dafür stand der Mond in dieser Nacht einfach zu voll und hell am Himmelszelt.

Etwas zerknautscht aber überwältigt von der herrlichen Morgenstimmung (diesmal blauer Stunde vor dem Sonnenaufgang) wagen wir uns langsam, aber sicher aus unseren Schlafsäcken und bereiten uns mit Kaffee auf einen goldenen Sonnenaufgang vor.

Kaffee im Schlafsack und Sonne im Gesicht

Unser Gaskocher verwandelt das über Nacht teilweise gefrorene Wasser in unseren Trinkblasen im Nu wieder in den flüssigen Aggregatzustand und erhitzt es auf optimale Aufbrüh-Temperatur für unseren wohlverdienten Sonntagskaffee. Wir genießen unseren Drip-Coffee noch mit den Füßen im Schlafsack, während die Sonne aufgeht und alles um uns herum in goldenes Herbstlicht gehüllt wird.

That’s what Dreams are made of!

Abstieg mit Autumvibes

Beseelt von der neuen Erfahrung und den unvergesslichen Eindrücken ist der lange Abstieg in der wärmenden Morgensonne zurück zum Ahornboden nur halb so schlimm. Unser Rucksack ist ohnehin nicht mehr so schwer wie beim Aufstieg und die tief stehende Sonne lässt unsere Fotografen-Herzen höherschlagen. Ab der Falkenhütte kommen uns auch wiederum antizyklisch die ersten „Frühaufsteher“ entgegen und wir genießen ein weiteres Mal die kitschig, bunte Landschaft am Großen Ahornboden.

Das war gewiss nicht das letzte Abenteuer dieser Art.

Sleeping under the stars – get well outside!

Weitere Details und die GPS Daten findest du bei Komoot:

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