Sunrise Hike auf die Seekarspitze (2.053m)
Der Herbst ist bekanntermaßen eine großartige Zeit zum Wandern. Die Luft ist klarer, die Blätter verfärben sich und auf den höheren Bergspitzen fällt der erste Schnee. Letzterer fiel in diesem Herbst sogar vergleichsweise früh und war ziemlich ergiebig, weshalb wir uns nicht ganz sicher sind, ob diese Tour noch in die Kategorie Herbst fällt oder eher schon als frühwinterlich eingestuft werden muss.
Wie dem auch sei, das üppige Weiß erzeugt nämlich eine ganz eigene, magische Stimmung. Besonders in den Morgenstunden und im Kontrast zum tiefen Blau der Nacht oder dem bunten Herbstwald. Der Wetterbericht ist vielversprechend und so lohnt es sich an diesem Morgen auf jeden Fall, den Wecker sehr früh zu stellen, mit Stirnlampe loszuziehen und die Seekarspitze im östlichen Teil des Karwendels, direkt am Westufer des Achensees gelegen, in Angriff zu nehmen.
Im Schein der Stirnlampe hinein in den Wald
Die Tour auf die Seekarspitze beginnt am Wanderparkplatz in Achenkirch und führt zunächst zum Aufwärmen ein kurzes Stück entlang des Oberaubachs, bevor man links in den Wald abbiegt. Von hier aus geht es in stetig steilen Serpentinen durch den dichten Wald empor und man gewinnt ziemlich schnell an Höhe. Mit anbrechender Morgendämmerung wird der Wald dann zunächst etwas lichter und kurze Zeit später erreichen wir die Seekaralm auf einer Almwiese.
Über uns thront schon das Tagesziel: Die Seekarspitze, die sich im ersten Schnee der Saison zeigt. Nachdem wir im Wald noch durch eine Nebel-Wolkenschicht gestiegen sind, merken wir jetzt auch, dass unser Plan, den Sonnenaufgang am Berg zu erleben, voll aufgehen wird. Allerdings haben wir den Wald noch nicht komplett hinter uns gelassen. Oberhalb der Alm folgen wir der gut sichtbaren Beschilderung und steigen durch die letzten dünn gesiedelten Bäume hinauf auf den Bergrücken, der sich bis hoch zum Gipfel zieht.
Sonnenaufgang über dem Nebelmeer
Auf dem Gratrücken angekommen, öffnet sich erstmals vollständig der Blick nach Süden und Osten. Dort unten, wo man den Achensee vermutet, präsentiert sich ein gigantisches Wolkenmeer, das sich bis zu den schneebedeckten Bergen des Rofan erstreckt. Die Färbung am Himmel kündigt bereits das bevorstehende Naturschauspiel an und wir steigen dem Pfad entlang immer weiter in die Höhe. Dann ist es soweit: Die Sonne färbt ganz sanft die ersten Wolken, bevor sie über den gegenüberliegenden Bergrücken steigt und die Szenerie schlagartig in ein goldenes, warmes Licht taucht. Im Kontrast zum blauen Himmel, den weißen Wolken unten und den schneebedeckten Gipfeln ein wahres Traum-Szenario. Unsere Auslöser an den Kameras klicken unaufhörlich.
Doch noch ist der Gipfel nicht erreicht. Vielmehr wird der Anstieg hier zuerst noch einmal steiler und vor allem wird die Schneedecke immer dicker, bis bald gar keine Spuren mehr zu sehen und der Pfad unter ca. 20cm Neuschnee verschwunden ist. Die Schneeauflage macht die ohnehin schon steile und anspruchsvolle Bergtour auf den letzten 300 Höhenmetern nicht unbedingt einfacher. Hier sollte man nur unterwegs sein, wenn man trittsicher und schwindelfrei ist. Zwischendurch dreht der Weg mal kurz vom Bergverlauf weg in schattigere Gefilde, doch überwiegend strahlt uns die Sonne von links ins Gesicht und treibt uns so mit ein paar Kraxeleien hinauf zum gut sichtbaren Gipfelkreuz der Seekarspitze.
Gipfelschau zu allen Seiten
Auf über 2.000m angekommen, sind die Strapazen des Aufstiegs schnell vergessen, denn es erwartet uns ein Panoramablick zu allen Seiten. Im Osten, tief unter uns, verziehen sich die Nebelwolken über dem Achensee allmählich, im Süden reicht der Blick über den Gratverlauf bis weit hinten in die Zillertaler Alpen und im Westen gibt es Karwendelkino vom Feinsten. Unzählige schneebedeckte Riesen und die typischen Steilwände des Karwendel lassen Fotografenherzen höherschlagen und laden zu einer Rast auf dem relativ üppigen Gipfelplateau ein.
Wir lassen uns noch einen mitgebrachten Kaffee schmecken, bevor der Abstieg ansteht. Auf identischer Route geht es anschließend zurück Richtung Norden. Zunächst noch im Schnee, der gerade im Abstieg erhöhte Vorsicht erfordert. Dabei genießen wir noch den Blick Richtung Tegernsee, der ebenfalls langsam aus dem Wolkenmeer auftaucht. Dann steigen wir ab in den inzwischen bunt erstrahlten Herbstwald und vorbei an der Seekaralm wieder hinab zum Ausgangspunkt.
Herbstlicher Sonnenaufang mit winterlichen Grüßen – get well outside!
Weitere Details und die GPS Daten zur Tour findest du bei Komoot: