Bergtour Habicht 3277m
Den Habicht möchten wir jedem ambitionierten Bergsteiger gerne ans Herz legen. Am Gipfel auf 3277m wartet ein unfassbares Rundumpanorama weit über die Stubaier Seven Summits hinaus. Trotz dieser Höhe hat die Besteigung bei normalen sommerlichen Bedingungen nicht den Charakter einer klassischen Hochtour. Vielmehr handelt es sich um eine anspruchsvolle Bergtour mit ein paar luftigen Klettereinlagen im I. Grad und ein paar drahtseilversicherten, leichten Klettersteigpassagen. Daher erfordert der Gipfelerfolg Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, sowie eine gewisse Höhenausdauer. Die Tour lässt sich durch die gut bewirtschaftete und schön gelegene Innsbrucker Hütte ideal auf zwei Tage aufteilen, aber sollte nur bei trockenen Verhältnissen angegangen werden. Stimmen die Bedingungen, dann lohnt sich der Anstieg umso mehr. Denn oben angelangt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Zur Innsbrucker Hütte über den Jubiläumssteig
Wir möchten das spätsommerliche Wetter noch einmal für eine große Bergtour nutzen und haben kurzfristig einen Schlafplatz auf der beliebten Innsbrucker Hütte reserviert. Als Ausgangspunkt für die eigentliche Gipfelmission auf den Habicht eignet sich die Hütte ideal, liegt sie doch genau zu Füßen unseres Ziels auf 2369m. Prinzipiell ist die Hütte auch aus dem Stubaital über das Pinnisjoch zu erreichen, doch die gängigen Wege führen aus dem Gschnitztal (einem ruhigen Seitental des Brenners) von Süden her hinauf. Unten im Gschnitztal hat man die Wahl zwischen zwei Anstiegen. Einer davon führt zum Großteil der Materialseilbahn entlang und startet weiter hinten im Tal. Wir entscheiden uns für den sogenannten „Jubiläumssteig“, der an dem kleineren Wanderparkplatz der Innsbrucker Hütte etwa 300m hinter der Kirche von Gschnitz startet.
Nach einem sehr kurzen Einlaufen auf dem Pfad direkt rechts an einem kleinen Bach entlang geht es direkt in den Anstieg über. Das ist nötig und unumgänglich, denn immerhin müssen aus dem Tal 1100hm Differenz bis hinauf zur Hütte absolviert werden. So führt der Weg in kleineren und größeren Serpentinen beinahe durchweg steil aus dem Tal empor. Zuerst geht es durch den Wald und später in Geröll oberhalb der Baumgrenze weiter. Immer wieder laden Tiefblicke zurück ins Tal und vor allem nach Süden Richtung Tribulaun in der Abendsonne zum Verschnaufen ein. Da wir nach der Arbeit gestartet sind, treffen wir ziemlich genau mit letzten Tageslicht an der Hütte ein, um nach einer Stärkung bald ins Bett zu gehen.
Der frühe Habicht trägt Stirnlampe
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 5 Uhr, doch der erste Blick in den sternenklare Nachthimmel und die Vorfreude lässt uns gleich hochkonzentriert in den Anstieg starten. Von der Hütte weg geht es zunächst in verhältnismäßig leichtem Anstieg und durch einfaches Gelände los. Hier bereitet maximal die Wegfindung mit Stirnlampe in der Dunkelheit leichtere Probleme. Nach dem Warmwerden erreichen wir dann die ersten kritischen Stellen. Bald werden Stöcke eher hinderlich, denn die Hände werden am Fels zum Kraxeln benötigt. Zunächst durch unversicherte leichte Kletterstellen und dann immer wieder mit Drahtseilversicherungen führt der Weg nach rechts über eine plattige Steilstufe hinauf. Wir tragen hier in der Dämmerung gerne einen Helm, denn gerade bei Personen vor/über einem kann es auf diesem Teilstück auch mal zu Steinschlägen kommen. Anschließend führt der Anstieg in einem weiten Linksbogen über weiteres Blockwerk, das ein wenig Kletterei erfordert, hinauf auf einen Vorgipfel, bevor wir das Ziel oben schon erspähen können.
Sonnenaufgang und Gipfelsturm
Nachdem sich in unserem Rücken der bevorstehende Sonnenaufgang schon deutlich angekündigt hat, ist es hier, ca 350m unterhalb des Gipfels dann soweit: Die Sonne steigt östlich über den Tuxer Alpen empor und wirft unsere Umgebung schlagartig in ein kitschig warmes Licht. Das von der Sonne schimmernde Gipfelkreuz zieht uns nun noch mehr an, doch es ist weiterhin Konzentration erforderlich.
An den Überresten des kleinen Habichtferners quert man nach rechts hinüber, wo Steinmenschen den Weg auf den Grat sehr gut markieren. Über Schutt und die rechte Schulter führt der Gipfelanstieg dann auf zunächst breitem Grat bis in eine Scharte unterhalb des Gipfels. Eine kurze ausgesetzte Kletterpassage, die aber drahtseilversichert ist, trennt uns noch vom recht geräumigen Gipfel und dem Rundumblick in einer wunderschönen Morgenstimmung.
Grandiose Gipfelschau und Abstieg bis ins Tal
Dass der Weitblick auf 3277m gut sein würde, haben wir uns schon erhofft, doch dieses 360° Panorama übertrifft aller Erwartungen. Die Größen des Hochstubai und etliche, teils vergletscherte Traumgipfel präsentieren sich zu allen Seiten. Der Blick reicht von den Ötztaler Alpen samt Wildspitze im Westen, über den Norden mit Wetterstein und Karwendel, die Tuxer Alpen im Osten bis tief in die Dolomiten im Süden – ein Traum für jede Peakfinder App.
Doch bis hierhin ist nur das halbe Tagwerk geschafft. Der Abstieg bis hinunter nach Gschnitz steht an. Er erfolgt auf dem Anstiegsweg und daher keinesfalls zu unterschätzen. Gerade die Kletterstellen sind bergab (und mit Entgegenkommenden) durchaus herausfordernd. Dank des Panoramas im Kopf, kann man den Rückweg aber ganz gelassen angehen. Falls nötig bietet sich noch einmal eine Einkehr auf der Innsbrucker Hütte an, bevor es dann relativ leicht, aber eben kurvig hinab zum Ausgangspunkt im Gschnitztal geht.
Go for the Views and get well outside.
Weitere Details und die GPS Daten zum Zustieg Innsbrucker Hütte findest du bei Komoot:
Weitere Details und die GPS Daten zur Tour Habicht und Abstieg findest du bei Komoot: