Überschreitung Hohe Munde (2.661m)

  • Ausgedehnte Rundtour mit (leichtem) Klettersteig

  • Wettersteingebirge / Mieminger Kette

  • Fordernde, lange, alpine Tagestour

  • Rauthhütte (im Abstieg)

  • Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und Ausdauer

  • Herrvorragender Aussichtsgipfel

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Höchster Punkt

Die Hohe Munde (2.661m) ist ein gewaltiger Aussichtsberg hoch über dem Inntal. Als Abschluss der Mieminger Kette im Wettersteingebirge wirkt sie von weit her fast freistehend und thront über Leutasch. Bereits bei der Anreise hat man den wuchtigen Berg mit seinem Doppelgipfel permanent im Blick – doch die Aussicht, speziell vom Westgipfel muss man sich erarbeiten. Der einfachere und direktere Weg zum Hauptgipfel führt über die Ostseite hinauf: Durchaus steil, aber eher eintönig und zunächst über den Ostgipfel (auch „Mundkopf“ genannt) bis hinauf zum höchsten Punkt.

Für einen Tag mit perfekten Bedingungen (abgesehen vom auffrischenden Wind am Gratverlauf) und guten Beinen haben wir uns für die ambitionierte, aber eben auch schwierigere Variante der Überschreitung entschieden. Dabei geht es hinein ins wunderschöne Gaistal, hinauf zur niederen Munde, weiter über den Westgrat auf den Westgipfel der Hohen Munde und im Abstieg dann über den Ostgipfel hinunter Richtung Rauthhütte und weiter hinab nach Leutasch zum Ausgangspunkt.

Diese Rundtour sollte allerdings nur von erfahrenen Bergsteiger:innen angegangen werden, da sie mit beinahe 21 Kilometern und 1.700 Höhenmetern sehr ausgedehnt ist und außerdem vom Westgrat zum Westgipfel eine Klettersteigpassage vom Schwierigkeitsgrad B beinhaltet. Dieser Klettersteig ist durchweg gut versichert (im Zweifel Klettersteigset mitnehmen). Trotzdem muss man sich so hoch über dem Inntal wohlfühlen und die entsprechende Erfahrung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit mitbringen.

Früher Start ins Gaistal

Die Überschreitung startet als Rundtour vom Parkplatz P2 „Stupfer“ am Eingang zum malerischen Gaistal, hinter dem Ort Leutasch und entlang der gleichnamigen Ache. Zunächst folgen wir der Beschilderung Richtung Gaistalalm und nach ca. 5,5km zum Einlaufen über Schotterpfade geht es kurz vor der Tillfußalm links ab in den Anstieg Richtung Niedere Munde. Während im weitläufigen Gaistal traumhafte Blicke auf blühende Bergwiesen und die klare Leutascher Ache dominieren, gewinnen wir nun bald an Höhe. Über seltener begangene, aber markierte Wiesenpfade und durch kurze Waldstücke hindurch schlängelt sich der Weg in die Höhe.

Allmählich wird der Pfad rauer und schottriger und es folgen ein paar kleinere Kraxeleinlagen. Immer öfter ergeben sich nun herrliche Blicke hinüber aufs Wettersteingebirge im Norden. Von der Zugspitze über den Hochwanner bis hinüber zum Karwendel im Osten. Natürlich erkennt man auch immer besser den groben Routenverlauf zum Tagesziel. Dann erreichen wir die Niedere Munde (2.059m) und können nun erstmals auch den Ausblick Richtung Süden genießen. Wer bis hierhin schon Probleme hatte oder deutlich länger als ausgeschrieben gebraucht hat, sollte über den Rückweg nachdenken. Weiter geht es auf immer steinigerem Untergrund einen ersten Aufschwung hinauf auf ein flacheres Wiesenplateau und dann zunehmend steiler auf den Westgrat zu.

Über den Westgrat und durch den Klettersteig zum Westgipfel

Die Tour führt nun über den noch recht breiten Westrücken weiter in die Höhe. All das bereits bei fantastischer Aussicht, vor allem Richtung Norden und Süden, aber auch der Blick auf weitere Gipfel der Mieminger Kette in unserem Rücken kann sich sehen lassen. Leider ist unsere Fernsicht am heutigen Tage arg getrübt (siehe Fotos – durch den Rauch der Waldbrände in Kanada!), doch das Panorama in unmittelbarer Nähe ist schon beeindruckend genug. Außerdem kommt in der Höhe ein immer stärkerer Wind über den Kamm, der uns auch bei sommerlichen Temperaturen die Jacken überwerfen lässt.

Nichtsdestotrotz macht die Route richtig Spaß und wir gewinnen stetig an Höhe, während der Wegverlauf sich immer weiter zuspitzt. Ein paar leichtere Kletterstellen, vorbei an ein paar wenigen Schneeresten, führen uns schließlich zum immer schmaler werdenden Grat. Über eine kurze ausgesetzte Passage geht es dann zum Einsteig in den Klettersteig. Knappe 100hm im Abstieg hinein in einen steil abfallenden Kessel und ca. 150hm im Anstieg auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Kessel raus hinauf zum Gipfelgrat erfordern zusätzliche Konzentration und „Hands on Mentalität“. Wer sich nicht ganz sicher fühlt, legt hier ein Klettersteigset an – und bei hoher Frequentierung ist auch ein Helm empfehlenswert. Trotz einiger loser Drahtseilversicherungen lässt sich die Passage bei trockenen Verhältnissen sehr gut durchsteigen und wir erreichen über den abflachenden Grat schließlich das Gipfelkreuz.

Brotzeit am Gipfel und ein langer Abstieg

Die Hohe Munde wird nicht umsonst als Aussichtsgipfel ersten Ranges gefeiert. Oben am Westgipfel – dem Hauptgipfel – hat man einen hervorragenden 360 Grad Blick. An den weiteren Spitzen der Mieminger Kette im Westen, über die Stubaier im Süden, dem Karwendel im Osten und natürlich der Zugspitze und dem Wetterstein im Norden kann man sich gar nicht sattsehen. Auch der Tiefblick hinunter ins Inntal und Richtung Leutasch, Scharnitz & Seefeld ist ein Genuss und verstärkt das Gipfelglück.

Doch natürlich steht noch ein langer Abstieg zur Vollendung der Rundtour an: Über die geröllige Ostseite und einen kurzen Gegenansteig erreicht man recht schnell den Ostgipfel, der im Vergleich zu seinem großen Bruder allerdings recht unschön verbaut ist. Somit geht es weiter ostwärts, abwärts Richtung Rauthhütte. Da der Weg hinab recht steil und felsig mit Schotter ist, ist beinahe im gesamten Abstieg bis hin zur Hütte weiter erhöhte Vorsicht geboten. Obwohl oder vielleicht gerade weil die Rauthhütte schon sehr früh im Blick ist, zieht sich der Abstieg dann doch ganz schön. Aber das war uns bei der Planung der Überschreitung bereits bewusst und so haben wir uns das alkoholfreie Weißbier auf der Terrasse mehr als verdient.

Von der Rauthhütte geht es dann noch eine knappe Stunde bergab Richtung Leutasch bzw. „Kalvarienberg“. Vorbei an dieser kleinen Kapelle geht es dann wieder hinab zur Leutascher Ache, wobei die Wegfindung ohne GPS/digitale Karten nicht ganz einfach ist. Am Fluss entlang laufen wir dann die letzen Meter wieder leicht aufwärts zurück zum Ausgangspunkt, an dem man übrigens bei geeigneten Wetterverhältnissen unbedingt noch einen kurzen Erfrischungs-Dip in der Ache einlegen sollte 🙂

Hohe Munde all the way – get well outside.

Weitere Details und die GPS Daten zur Tour findest du bei Komoot:

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