Winterhochtour auf die Wildspitze – Mit dem Splitboard auf dem Dach Tirols

  • Splitboard Mountaineering

  • Ötztaler Alpen

  • Sehr gute Kondition erforderlich

  • Bring your own
  • Hochalpine Erfahrung notwendig

  • Alpenhauptkamm

0h
Zeit
0km
Distanz
0hm
Höhenmeter
0m
Höchster Punkt

Ein Traum wird endlich wahr

Es ist noch früh als wir am Morgen mit dem Pitztaler Gletscherexpress ins Skigebiet hochfahren. Von der Talstation bringt uns die Standseilbahn hinauf ins höchstgelegene Gletscherskigebiet Österreichs. Der Einstiegspunkt für unser großes Abenteuer liegt bereits deutlich über 3.000 Metern. Die Luft ist klar (und spürbar dünner), die Sonne steht am Himmel und der Ausblick auf den höchsten Gipfel Tirols lässt unser Herz schneller schlagen: Die Wildspitze wartet auf uns.

Wichtiger Hinweis: Diese Tour sollte nur mit entsprechenden Hochtourenkenntnissen und passender Gletscherausrüstung unternommen werden. Hochalpine Erfahrung, Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit sind unerlässlich. Wer im Spätsommer einen Blick auf den Taschachferner wirft, der kann sich nur wundern, dass einige Tourengeher ohne Seil unterwegs sind. Auf einem Gletscher herrscht prinzipiell immer Spaltensturzgefahr.

Über den Taschachferner – Weite, Stille, Ehrfurcht

Aus dem Trubel des Skigebiets heraus, tauchen wir schnell ein in die Stille der hochalpinen Welt. Der Übergang über das Mittelbergjoch ist beinahe surreal – eben noch massenweise Seilbahnbetrieb und plötzlich nur noch Schnee, Eis und ein paar andere Gipfelaspiranten um uns herum. Nach einer ersten kurzen Schlüsselstelle – die kurze Abfahrt vom Mittelbergjoch kann je nach Bedingungen eine eisige oder steinige Angelegenheit sein – machen wir uns am Anseilplatz bereit für den langen Aufstieg über den Taschachferner. EIn letzter Check: Gurt, Seil, LVS-Gerät, Steigeisen, Pickel. Alles da! Die Felle haften sauber auf dem Belag der Splitbaords und die ersten Schritte auf dem schneebedeckten Gletscher fühlen sich wie ein Eintritt in eine andere Welt an.

Die Tour beginnt zunächst flach, doch schon bald steigen wir stetig über den Gletscher empor. Die gewaltige Gletscherlandschaft breitet sich um uns herum aus. Spaltenzonen markieren natürliche Grenzen, die wir respektvoll umgehen. Die Sicherung am Seil ist nicht nur Routine – sie ist Teil einer ernsthaften Herangehensweise. Entlang der Route türmen sich riesige Eisgebilde in den Himmel. Ehrfürchtig und staunend ziehen wir durch diese Landschaft aus Eis und Schnee.

Als Dreier-Seilschaft finden wir einen gemeinsamen Rhythmus. Immer im Gleichschritt und der Höhe entsprechend in einem angemessenen Tempo. Die Luft wird spürbar dünner – auf 3.400 Meter Höhe macht sich jeder Schritt bemerkbar, das Atmen wird tiefer und bewusster. Es liegen schließlich auch noch ein paar Höhenmeter vor uns. Der Blick auf die beeindruckende Gletscherlandschaft begleitet uns permanent, wirkt anziehend, mächtig, fast einschüchternd. Mit jedem Schritt nähern wir uns dem Tagesziel.

Wechsel auf Steigeisen für den Gipfelgrat

Nach knapp 3 Stunden erreichen wir einen breiten Sattel, der den Beginn des Westgrats markiert – den Übergang, an dem wir unsere Splitboards gegen die Steigeisen eintauschen. Hier am Skidepot auf ca. 3.650 Metern hat der Wind deutlich aufgefrischt und die Sonne steht nun schon hoch. Jetzt beginnt der steile Gipfelgrat: Ein ausgesetzter, aber gut begehbarer Firnrücken aus dem stellenweise die Felsen herausragen. Immer wieder zerren Böen an unseren Jacken, der Schnee wirbelt in feinen Schleiern über den Grat, der uns zum Gipfelkreuz führt.

Die Eispickel fest im Griff erfordert jeder Schritt jetzt volle Konzentration, denn am Grat selbst herrscht an diesem Tag reges Treiben – wir sind nicht allein. Mehrere Seilschaften steigen vor und hinter uns auf oder ab. Der Grat ist zwar gut gespurt, aber ausgesetzt. Es braucht Ruhe, Übersicht – jeder Tritt muss sitzen. Links und rechts fällt der Hang steil in die Tiefe.

Trotz der Anstrengung liegt eine besondere Stimmung in der Luft: Das Ziel ist zum Greifen nah.

Gipfelmoment – 3.770 Meter über dem Alltag

Nach einer kurzen und leichten Kletterstelle (1+) direkt unterhalb des Gipfels ist es dann so weit. Wir stehen auf der Wildspitze – 3.768 Meter hoch, das Dach Tirols, zweithöchster Gipfel in Österreich. Das Gipfelkreuz glänzt metallisch im Sonnenlicht. Um uns herum: ein unendliches Panorama aus Schnee, Eis und Himmel. Wir blicken nicht nur auf die Ötztaler Alpen. Ein eindrucksvolles Alpenpanorama breitet sich in alle Richtungen aus.

Wir nehmen uns kurz Zeit: Für Fotos. Für stille Momente. Für den Stolz. Die Wildspitze zeigt sich heute von ihrer besten Seite und wir sind einfach nur dankbar.

Nach dem Abstieg über den Grat folgt pure Freude: die Abfahrt über den schier endlosen Gletscher. Der Schnee ist zwar schon etwas ausgefahren aber die Turns fließen. Mit jedem Schwung fällt etwas Anspannung ab und weicht einer tiefen Zufriedenheit. Hier können wir nochmal die Landschaft um uns herum und ihre Dimensionen aufsaugen. Die lange Abfahrt durch das Taschachtal kostet uns in dem flachen Teil am Ende zwar nochmal einiges an Kraft, Geduld und Ausdauer beim Rausschieben aber das alkoholfreie Weissbier auf der Taschachalm wartet schon auf uns.

Wo sonst bekommt man fast 2.000 Höhenmeter Abfahrt an einem Stück?!

Not only high on emotions – get well outside!

Weitere Details und die GPS Daten zur Tour findest du bei Komoot:

Share this adventure:

MORE ADVENTURES