Soiernumrahmung Plus – eine ausgedehnte Herbsttour im vorderen Karwendel
Die Soiernumrahmung oder Soiernumrundung ist eine beliebte Tour im bayerischen Teil des Karwendels, bei der man überwiegend dem vielleicht schönsten Grat Deutschlands oberhalb des Soiernkessels folgt und zahlreiche Gipfel einsammeln kann. Sie geht in aller Regel ab/bis Soiernhaus über die Schöttelkarspitze auf den Soierngrat bis hin zur Soiernspitze und abschließend herunter in den Soiernkessel zurück zum Soiernhaus.
Für einen der dieses Jahr zahlreichen sonnigen Herbsttage haben wir diese bekannte Tour noch etwas erweitert, um a) mehr Gipfel zu überschreiten, b) noch länger am wunderschönen Gratweg unterwegs zu sein und c), um wirklich alle Gipfel, die direkt um den Soiernsee herum liegen zu besteigen.
Mit knapp 30 km Länge und etwa 2700 Höhenmetern im Auf- und Abstieg ist dieses Vorhaben eine sehr ausgedehnte Tagestour und nur konditionsstarken Bergwanderern zu empfehlen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man vor allem in den ausgesetzten Passagen am Grat und rund um die Gipfel mitbringen. Dann steht der erweiterten Version der bekannten Umrahmung des Soiernkessels aber nichts mehr im Wege – und wenn man, wie wir, ständig von Gamsrudeln begleitet wird, bleibt dieses Erlebnis erst recht lange im Gedächtnis.
Die Tour in Kürze:
Start vom Parkplatz Seinsbach – Jägersteig – Signalkopf – Seinskopf – Feldernkreuz – Feldernkopf – Soiernschneid – Reißende Lahnspitz – Soiernspitze – Jöchel – Jägersuh – Gumpenkarspitze – Soiernsee – Soiernhaus – Schöttelkarspitze – Feldernkreuz – Seinskopf – Signalkopf – Jägersteig – Ausgangspunkt.
Rise and Shine
Früh am Morgen starten wir vom Wanderparkplatz am Seinsbach vor Mittenwald zunächst für knapp 3 km über einen Forstweg, bevor uns schon bald ein Schild den Weg nach links hinauf in einen steilen Waldhang auf den sogenannten Jägersteig weist. Dieser bringt uns in steilen Serpentinen hinauf auf den Lausberg, während die Bäume um uns herum lichter werden und sich der Himmel bereits in kitschigen Farben zeigt.
Das erste echte Gipfelkreuz des Tages folgt bald darauf am Signalkopf, wo wir mit einem goldenen Sonnenaufgang vom Tageslicht begrüßt werden. Der Signalkopf selbst ist etwas ausgesetzt, aber die kurze Mini-Kletterei ist dank Stahlstufen mit entsprechender Vorsicht kein Problem. Der Ausblick Richtung Zugspitze, Wetterstein und hinunter ins Isartal ist es allemal wert. Vom Signalkopf weiterführend öffnet sich anschließend der schier endlose Gratverlauf, der den weiteren Charakter der Tour bestimmt.
Geht Grat ganz gut!
Im Übergang vom Signalkopf zum Seinskopf und weiter zum Feldernkreuz trauen wir unseren Augen kaum: Die Sonne färbt den weitläufigen Wiesenhang in ein gold-orangenes Licht und erwärmt dabei nicht nur unser Herz. Wir werden quasi begleitet von etlichen Gamsrudeln – sicher insgesamt mehr als hundert Tieren –, die hier oben direkt am Grat oder weiter unterhalb im Gras die Morgensonne aufsaugen und ihre körperlichen Reserven vor dem Winter auffüllen. Mit entsprechendem Abstand genießen die Gämse ebenfalls den wundervollen Ausblick und machen unseren Weiterweg zum Genuss.
Am Feldernkreuz angekommen, hat man die Möglichkeit, hinüber zur gut sichtbaren Schöttelkarspitze zu steigen. Doch wir lassen sie wortwörtlich zunächst links liegen, um dem Grat weiter in Richtung Soiernspitze zu folgen. Es öffnet sich ein erster Blick hinunter in den Soiernkessel, mit dem See unten im Schatten. Oben auf dem Grat ändert sich die Szenerie wenig, und der Wiesenhang ist weiterhin übersät von Gämsen, die sich an der Südseite sonnen.
Der Weg führt unterhalb der Soiernschneid entlang, bevor man weitere Höhenmeter auf die Reißende Lahnspitze sammelt. Dieser Gipfel hätte sicher auch ein eigenes Gipfelkreuz verdient, doch er muss sich mit einem Steinhaufen zufriedengeben. Der Ausblick ist dennoch fantastisch, aber der Soierngrat führt weiter. Nach einem kurzen Abstieg folgt der immer luftiger werdende Anstieg hinauf zum höchsten Gipfel am Soiernkessel – der Soiernspitze.
Am höchsten Punkt in die Verlängerung
Vom Gipfel der Soiernspitze ergibt sich natürlich ein weiterer spektakulärer Blick hinunter in den Kessel, aber auch der Blick nach Süden auf die Karwendelriesen ist atemberaubend. Wer die Strapazen bis hierhin (immerhin ca. 1600 Höhenmeter) schon deutlich spürt, kann nun entweder nach Süden über die Vereiner Alm und den Forstweg zum Ausgangspunkt absteigen oder die Abzweigung hinunter in den Soiernkessel nehmen, die sich zwischen Lahnspitze und Soiernspitze befindet. Dieser Weg gehört zur klassischen Soiernumrahmung mit Stützpunkt am Soiernhaus.
Bereit für eine Verlängerung nehmen wir die Gumpenkarspitze nordöstlich von uns ins Visier. Allerdings ist sie nicht auf direktem, weiterverlaufendem Gratweg zu erreichen. So müssen auch wir an der Südseite zunächst etwa 500 Höhenmeter hinabsteigen zum sogenannten Jöchel am Hirzeneck, wo wir in einem weiten Linksbogen um die Osthänge der Soiernspitze herumlaufen und zur Jägersruh aufsteigen. Diese Scharte liegt östlich oberhalb des Soiernsees und bildet den Ausgangspunkt für den kurzen, aber intensiven Abstecher hinauf zur Gumpenkarspitze.
In den Kessel, auf die Schöttelkarspitze und die Runde vollziehen
Die Gumpenkarspitze liegt steil auf der Ostseite oberhalb des Soiernkessels, genau gegenüber der Schöttelkarspitze, die das letzte große Gipfelziel unserer Mission darstellt. Damit ist der weitere Verlauf auch schon recht klar. Wir steigen in einigen Serpentinen über Schotter hinab in den bereits schattigen Kessel bis ans Ufer des Soiernsees. Hier wollen wir auch einmal im Sommer aufschlagen, wenn die Sonne höher steht – doch heute ist keine Zeit für ein Päuschen am Ufer.
Dann geht es in den Gegenanstieg: Vorbei am Soiernhaus führt der Weg auf der gegenüberliegenden Seite direkt wieder in ähnlicher Neigung und mit vielen Serpentinen hinauf auf die Schöttelkarspitze. Ein letztes Mal kommen wir ins Schwitzen, bevor uns oben am großen Gipfelkreuz noch einmal eine herrliche Aussicht zu allen Seiten begrüßt. Das Herbstlicht verleitet zum Verweilen, doch die Sonne ist schon wieder spürbar im Sinkflug.
Somit steht nun der Abstieg bzw. Rückweg nach Vollendung der Runde an. Schnell sind wir wieder drüben am Feldernkreuz, von wo aus wir in der Nachmittagssonne dem Weg vom Morgen in umgekehrter Richtung folgen. Über den Seinskopf, vorbei am Signalkopf, geht es wieder hinab über den steilen Jägersteig und letztendlich hinaus über den Forstweg. Mit der Ankunft am Ausgangspunkt verschwindet dann die Sonne im Westen hinter dem Wettersteinmassiv, und die Dämmerung kündigt sich an.
Ein großartiger Tag geht zu Ende. Get well outside – from dusk till dawn.
Weitere Details und die GPS Daten zur Tour findest du bei Komoot:

































































