Karwendelkino vom Feinsten

  • Mittelschwere Schneetour

  • 5,5h hin und zurück

  • Karwendel

  • Bring your own

  • Die Kraxelei im Gipfelbereich erfordert Schwindelfreiheit

  • Im Schnee: Orientierungssinn gefragt

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An einem freien Tag unter der Woche haben wir uns diese ruhige Tour mit sensationeller Karwendel-Kulisse ausgesucht. Uns war schon aus den Recherchen bewusst, dass die Rappenklammspitze und erst recht der Übergang zum Wechselkopf eher wenig frequentiert sind, aber an einem Dienstag Anfang März waren wir sogar komplett alleine unterwegs. Ehemals als Rundtour geplant erforderte die Tour mehr Orientierungsvermögen als gedacht und spätestens im Nordosthang unterhalb der Steinkarspitze ereilte uns ein mulmiges Gefühl hinsichtlich der Lawinengefahr, weswegen wir statt einer Rundtour auch den Anstiegsweg zurück gewählt haben. Dennoch führte uns die Tour durch eine schöne Schneelandschaft, plus einer spektakulären Gipfelkletterei und alles inkl. Traumpanorama Richtung der Karwendel-Wände.

Vom Eisparkplatz in die Sonne

Wir starten an einem sonnigen Morgen, der mit Temperaturen deutlich im zweistelligen Plusbereich angesagt ist, recht früh am Wanderparkplatz in Hinterriß. Noch ist es allerdings so frostig, dass der gesamte Parkplatz einer spiegelglatten Eisfläche gleicht, auf der wir das Auto nur mit Hilfe der Grödel an den Schuhen rückwärts in die Parklücke schieben können.

Schnell umziehen, fertig machen und los geht‘s! Zum Warmlaufen geht es den relativ unspektakulären Forstweg durchs Rontal hinauf. Früh morgens noch voll im Schatten geben wir Gas, um baldmöglichst die wärmende Sonne im Gesicht zu spüren. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir die Rontalalm, die spektakulär vor der Wand der östlichen Karwendelspitze gelegen ist und können schon das erste Gipfelziel in der Sonne bewundern. Kurze Zeit später befinden wir uns am südlich ausgerichteten Anstieg endlich in der Sonne. Wir entledigen uns der obersten Bekleidungsschicht und holen erstmal die Sonnenbrillen aus dem Etui.

Grandioser Gipfelsturm zum einsamen Peak

Die Sonne wärmt uns nicht nur, sondern macht den relativ gleichbleibend steilen Anstieg in etlichen Serpentinen schon früh am Tag zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Doch die Kulisse und der wolkenlos blaue Himmel entschädigen uns bei jedem Moment des Innehaltens. Nach einer weiteren guten Stunde stehen wir schließlich vor dem Schlussanstieg auf die Rappenklammspitze. Der „Zacken“ mit seinem schmalen Gratweg zum Gipfel lacht uns an und zieht uns förmlich hinauf. Doch besonders im Abstieg sollte man hier wirklich wissen, wo man hintritt, da ist Konzentration gefordert. Am Kreuz sind wir (wie auf der gesamten Tour) komplett alleine und genießen Kaffee, Brotzeit und den Blick auf die enorme Östliche Karwendelspitze in der Sonne.

Wildspuren weisen „den Weg“ zum Wechselkopf

Trotz der ausgiebigen Brotzeit ist es noch früh am Tag und wir hatten uns die Variante als kleine Rundtour über den Wechselkopf rausgesucht. Kurz nach dem Abstieg vom Gipfelgrat der Rappenklammspitze stellen wir allerdings schnell fest, dass der Weg im Winter nicht so leicht zu finden ist. Ab hier führen uns nur noch Wildspuren und eine Karten-App auf dem Smartphone durch die unberührte Schneelandschaft. Wir stapfen über ein paar kleinere Gegenanstiege im Prinzip genau auf der Landesgrenze zwischen Deutschland und Österreich weiter Richtung Wechselkopf.

Oben angekommen wird aber schnell klar, dass der Weiterweg unterhalb der Steinkarspitze wieder zurück ins Rontal quasi nicht zu erkennen ist. Ein letztes Mal folgen wir unserem Instinkt und ein paar vereinzelten Wildspuren, während wir permanent auf der App schauen, ob wir uns wirklich noch auf dem Weg befinden. Das Terrain wird dabei immer steiler und spätestens als wir über einen alten Lawinenkegel müssen, bekommen wir in der Nordostwand ein mulmiges Gefühl.

Nach kurzer Beratschlagung entscheiden wir uns gegen weitere „Erkundungen“ und für den sicheren Rückweg zurück in unseren eigenen mühsam getretenen Fußstapfen. Ein bisschen Stolz auf diese vernünftige Entscheidung treten wir den Rückweg an und entschädigen uns mit dem sonnigen Abstieg für die vorerst entgangene Runde – aber in den Bergen muss man (gerade in dieser Jahreszeit) immer vorsichtig und vernünftig unterwegs sein!

Genießt die Ruhe auf einem weniger begangenen Karwendelgipfel – get well outside!

Weitere Details und die GPS Daten findest du bei Komoot:

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