Sunset Hike auf den Großen Traithen
Der lang ersehnte erste Schneefall der Saison zieht uns direkt hinaus auf unseren Hausberg. Die Wintersonne bricht durch die Morgenwolken und der frisch gezuckerte Wald gegenüber des Parkplatzes am Spitzingsattel wirkt, als hätte jemand eine feine Schicht Puder über die Berge gestreut. Wir machen uns von hier aus auf den Weg zu einer Route, die abseits der üblichen Pfade verläuft: stiller, anspruchsvoller, rauer als der Normalweg zum Gipfel – und im Winter sicher noch eine Spur wilder. Grödel und Stöcke gehören selbstverständlich ins Gepäck. Ohne sie wäre diese Tour bei winterlichen Bedingungen keinesfalls zu verantworten.
Der unmarkierte Steig über den bewaldeten Ostgrat wird nicht gepflegt. Ein Schild ganz oben unterhalb des Gipfels macht mit der Aufschrift – „Kein Abstieg – Lebensgefahr“ – unmissverständlich klar, dass eine Begehung auf eigene Verantwortung erfolgt. Was im Aufstieg schon Konzentration erfordert, ist im Abstieg auf jeden Fall nochmals heikler.
Die Tour selbst ist eine anspruchsvolle Bergwanderung, stellenweise auch eine mäßig schwierige alpine Unternehmung. Also steil, ausgesetzt und wild. Für erfahrene Bergsteiger ist die Strecke technisch nicht schwer, doch sie führt unweigerlich durch Absturzgelände. Wir brauchen sichere Tritte, einen festen Blick und die volle Aufmerksamkeit. Eine etwa vier Meter hohe Felsstufe verlangt nach leichter Kletterei (UIAA I), die im winterlichen Kleid nochmals spannender wird. Die Route mag technisch leicht erscheinen – ungefährlich ist sie dennoch nicht!
Direkt vom Parkplatz geht es steil bergauf
Der Einstieg beginnt auf der Westseite des Sattels – bei einer Schranke mit der ausgeschilderten Straße zur Oberen Firstalm und dem Wegweiser zur Brecherspitz. Gleich rechts daneben duckt sich ein wirklich sehr unscheinbarer, nicht markierter Pfad in den Wald – unser Weg. Wir folgen ihm über zahllose umgestürzte Bäume und kaum erkennbare Trittspuren, Schritt für Schritt den bewaldeten Ostgrat hinauf. Auch weiter oben im Verlauf der Route sind keinerlei Wegmarkierungen vorhanden. Langsam lichtet sich der Wald, und vor uns öffnen sich steile, eingeschneite Grashänge unter einem steilen Felsabsatz, den es zu überwinden gilt.
Hier wird es dann spannend: exponiert, aber klettertechnisch leicht, überwinden wir die ca. 4 Meter hohe Felsstufe – ein zwei Griffe ans kalte Gestein, ein großer Schritt über die Kante – und schon bald stehen wir oben, wo der Pfad sich seinen Weg über den Grat weiter bahnt. Wir queren steile Hänge, steigen durch verschneite Latschen und klettern über einfache, felsige Absätze weiter hinauf. Durch eine weitere enge Latschengasse führt uns der Weg direkt zum Gipfel der Brecherspitz – der Winterhimmel über uns, der Spitzingsee weit unten, in dem sich die tief stehende Sonne spiegelt.
Über den Normalweg geht’s wieder bergab
Vom Gipfel der Brecherspitz führt uns der Weg zunächst über den Südwestgrat hinab – ein Abschnitt, der selbst im Sommer luftig wirkt und im Winter mit Schnee und Eis nochmals an Respekt gewinnt. Der Grat fällt seitlich rechts und links steil ab, und so setzen wir Schritt für Schritt mit Achtsamkeit. Der frische Pulverschnee glitzert im Licht, doch wir wissen: Schönheit täuscht. Gerade an gefrorenen Stellen ist ein sicherer Tritt entscheidend, und die Grödel an unseren Bergstiefeln leisten hier wertvolle Dienste.
Die heikelsten Passagen entlang des Grats sind mit Drahtseilen entschärft. Sie geben uns Halt, wo der Fels rutschig ist. Mit Ruhe und konzentrierten Bewegungen lassen sich diese Stellen aber gut bewältigen.
Wir folgen dem Gratverlauf bis zum Brecherspitz Vorgipfel. Von dort leitet uns der Pfad nach Südwesten über einen breiten Hang hinunter. Die Spur zieht sich wie ein Faden durch die winterliche Fläche. Am unteren Ende des Hangs biegen wir rechts ab und machen noch einen kurzen Abstecher zur Oberen Firstalm, wo wir uns an der Hauswand in der frühwinterlichen Sonne noch ein Getränk schmecken lassen. Auf der Rodelstrecke geht es dann schließlich zurück in Richtung Spitzingsattel.
Winter is here – we will spend it well outside!
Weitere Details und die GPS Daten zur Tour findest du bei Komoot:































