ALPENÜBERQUERUNG AUF DEM TRAUMPFAD
Alpenüberquerung auf 6 Tagesetappen entlang des „Traumpfads“ München-Venedig.
Diese hier beschriebene Überquerung des Alpenhauptkamms startet auf deutschem Boden, quert Österreich und lässt euch bis nach Südtirol trekken. Diese Herausforderung stellt eine gute Alternative zum besser bekannten „Fernwanderweg E5“ dar.
Wir begehen folgende 6 Etappen:
- Etappe: Vorderriß – Karwendelhaus
- Etappe: Karwendelhaus – Hallerangerhaus
- Etappe: Hallerangerhaus – Lizumer Hütte
- Etappe: Lizumer Hütte – Tuxer-Joch-Haus
- Etappe: Tuxer-Joch-Haus – Olperer Hütte
- Etappe: Olperer Hütte – Stein
Diese Route ist zum Großteil identisch bzw. sehr ähnlich zu der Routenführung aus dem Rother Wanderführer „Traumpfad München-Venedig“, den wir für genauere Routenführung und Informationen uneingeschränkt für dieses Vorhaben empfehlen können. Da wir uns, wie man auf den Bildern auch erkennen wird, genau zwischen zwei Schlechtwetterfronten bewegten, mussten wir, im Vergleich zum Wanderführer, sogar zwei Etappen etwas zusammenlegen. Somit kommen wir mit den 6 Tagesetappen wie beschrieben hin.
Insgesamt haben wir an diesen 6 Tagen über 110 km und über 11.000 Höhenmeter zurückgelegt. Dabei war es uns keine Sekunde langweilig und wir waren von der ständig wechselnden Umgebung, den herrlichen Aussichten sowie den gemütlichen Hüttenabenden und -morgenden hellauf begeistert.
Eine solche Alpenüberquerung ist ein großartiges, unvergessliches Erlebnis, das nur schwer in Worten und Bildern festzuhalten ist.
Weil der Trip aber eines unserer All-Time-Highlights ist, gibt es weiter unten sogar noch ein Video zur Tour!
Wir hoffen, dass euch der Beitrag antreibt, selbst den großen Rucksack zu packen und über die Hütten, Wiesen, Anstiege, Abstiege, Pfade, Gipfel und Kämme zu ziehen – get over the Alps and get well outside!
1. ETAPPE: VORDERRIß – KARWENDELHAUS
Eine autofreie Anreise nach Vorderriß startet für uns mit der BOB ab dem HBF München nach Lenggries. Von dort aus nehmen wir den Bus 9569 weiter nach Vorderriß, um noch auf deutschem Boden zu starten. Leider sind dafür die ersten Meter des Tages recht langweilig parallel zur Straße entlang, aber man passiert schnell die erste Landesgrenze. 🙂 Der Weg Richtung Karwendelhaus ist angenehm zu gehen und perfekt für die erste Tagesetappe. Er ist sehr abwechslungsreich und führt am wunderschönen Ahornboden vorbei. Leider regnet es bei uns schon nach guten 2h, weshalb wir den Großteil des Tages im Nassen verbringen und die Aussicht nicht erfahren. Dennoch ist die Tour gut zu machen und wir erreichen nach ca. 7h Gehzeit das Karwendelhaus samt begehrtem Trockenraum!
2. ETAPPE: KARWENDELHAUS – HALLERANGERHAUS
Tag 2 beginnt für uns mit einem kleinen Bummer, der sich aber am Vorabend schon abgezeichnet hatte. Die Wetterverhältnisse (Schneefall auf den Gipfeln) lassen die aufregende Tour über die Birkkarspitze nicht zu, weshalb wir die „langweiligere“ und sich lang ziehende Umgehung über Scharnitz laufen müssen. Das bedeutet für uns (mit Pausen) ca. 10h Fußweg und etwa 35 km zunächst leicht bergab und dann wieder durchs Tal der Isarquelle bergauf zum Hallerangerhaus. Zum Glück wird ab Mittags das Wetter deutlich besser, wärmer und sonniger, weshalb wir einen wunderschönen Sonnenuntergang von der Terrasse des Hallerangerhauses sehen, der alle Enttäuschung über den relativ faden Weg wieder wettmacht.
3. ETAPPE: HALLERANGERHAUS – LIZUMER HÜTTE
Genauso schön wie der Sonnenuntergang am Vorabend, zeigt sich der Sonnenaufgang mitten im Karwendel zum Start in den dritten Tag. Wir haben viel vor und starten deshalb hochmotiviert, sodass wir schon nach einer Stunde oben am Lafatscher Joch sind. Von hier kann man wunderbar zurück ins Herz des Karwendel schauen und nach vorne in Richtung Inntal und erspäht schon die Tuxer Alpen. Weiter geht es für uns in einen langen Abstieg hinunter ins Inntal bis nach Hall, wo wir Mittag machen und da wir zwei Etappen zusammenlegen, zuerst den Bus und dann ein Taxi zum Lager Walchen nehmen. (Die regulären Wanderführer schlagen entweder Übernachtung im Inntal und dann einen zähen Fußmarsch zum Lager Walchen vor oder es wird noch die Glungezer Hütte mit eingebaut). Ab dem populären Ausgangspunkt Lager Walchen wird der Weg wieder interessant und wir nehmen den Zirbenweg, über den wir in ca. 2h am Nachmittag an der Lizumer Hütte ankommen.
4. ETAPPE: HALLERANGERHAUS – TUXER-JOCH-HAUS
Die 4. Etappe startet wie immer gleich nach dem Frühstück und geht sofort aus dem Hochtal um die Lizumer Hütte heraus steil bergan, bald auch mit Schnee unter den Füßen. Nach guten 2h Anstieg erreichen wir das 2743m hohe Geierjoch und haben eine herrliche Rundumsicht, vor allem über das Tuxer Gebiet. Eine halbe Stunde unterhalb des Jochs erreichen wir den Junssee, der eiskalt ist, aber trotzdem nach einem kurzen Dip ruft…brrrr. Weitere knapp 2h später ist der Schnee zumindest auf der Sonnenseite verschwunden und wir haben vom Gschützspitzsattel den nächsten phänomenalen Weitblick Richtung Olperer. Von hier aus erwartet uns erst wieder ein langer Abstieg ins sogenannte Weitental, wo ein schöner Wasserfall zum nächsten Wasserspiel einlädt. Von dort sind wir dann in nicht mal mehr einer Stunde am Tagesziel, dem Tuxer-Joch-Haus. Besonders gut gefällt uns hier das Bergsteigeressen und das wohlverdiente Bier bei Abendsonne im Wintergarten.
5. ETAPPE: TUXER-JOCH-HAUS – OLPERER HÜTTE
An Tag 5 steht so etwas wie die Königsetappe unseres Trips an – nicht nur, weil es mit der Friesenscharte, nahe am Tuxer Gletscher über den höchsten Punkt unserer Tour geht. Wir haben vor allem großes Glück, dass wir das Teilstück an diesem Tag angehen. Nach den Schneefällen zu Beginn unserer Woche, ist der Weg erst am Vortrag wieder begehbar geworden und für den darauffolgenden Tag ist wieder starker Niederschlag (auch in Form von Schnee) gemeldet, der unser Vorhaben kreuzen würde. Also gutes Timing und so geht es frohen Mutes zunächst eine gute halbe Stunde bergab ins Tuxer Skigebiet (im Sommer wirklich kein so schöner Anblick). Nach der kleinen Talsenke geht es schnurstracks in Serpentinen ordentlich bergauf, bis zum bekannten Spannagelhaus. Hier gönnen wir uns noch eine kurze Rast, bevor es durch Schneereste und karges Gestein anspruchsvoll hinauf bis auf 2912m an der Friesenbergscharte geht. Dieses Joch ist atemberaubend gelegen und erlaubt einen herrlichen Rundumblick. So steil es die letzten Meter hochging, so steil geht es auch zunächst auf der gegenüberliegenden Seite wieder bergab Richtung Friesenberghaus und Friesenbergsee. Auf diesem Teilstück sollte man unbedingt schwindelfrei und trittsicher sein – sicher die anspruchsvollste Stelle der gesamten Route. Nachdem wir uns oberhalb von See und Hütte befinden ist das aber gemeistert und es geht eher leicht bergab auf angenehmem Pfad zum Etappenziel Olperer Hütte. Mit herrlichem Ausblick auf den Schlegeis Stausee ist der Höhenweg leicht zu meistern und es erwartet einen noch kurz vor dem Ziel die berühmte Hängebrücke.
6. ETAPPE: OLPERER HÜTTE – STEIN IM PFITSCHTAL
Die sechste und letzte Etappe ist von der Gehzeit (ca. 5,5h) die Kürzeste. Da wir uns unten in Südtirol bei Sterzing ein schönes Hotel zum Abschluss gegönnt haben, war unser Plan, wie immer früh nach dem Frühstück aufzubrechen. Leider machte uns das Wetter (wie vorhergesagt) zunächst einen Stricht durch die Rechnung. Ein Gewitter am Berg zwang uns noch länger auf der Olperer zu verweilen. Ca 1,5h später konnten wir dann starten. Leider waren wir kaum auf halbem Weg hinunter Richtung Stausee, da fing es wieder stark zu regnen und auch zu gewittern an. Wir mussten es allerdings durchziehen und erreichten nach insgesamt einer Stunde den Stausee. Ohne Panoramablick und Aufenthalt ging es hier direkt wieder rechts weg weiter Richtung Pfitscher Joch. Eine weitere Stunde später erreicht man die Lavitalm. Wir nutzten die Gelegenheit, um unsere komplett durchnässten Kleider kurz abzulegen und ein warmes Getränk zur Stärkung zu nehmen. Anschließend rannten wir buchstäblich den Rest bis zum Pfitscher Joch und zur Landesgrenze Österreich/Italien hoch. Quasi gerade in Südtirol angekommen, riss der Himmel tatsächlich auf – ein Hoch auf „Bella Italia“! Damit war uns wenigstens ein wärmender und trockener Abstieg nach Stein (ca 1,5h ab dem Pfitscher Joch) gegönnt. Das kleine Örtchen Stein im Pfitschtal markiert das Ende der Etappe, auch wenn man weiter auf dem Traumpfad Richtung Venedig unterwegs ist.
Wir haben es geschafft und stiegen glücklich und mit unfassbar vielen Eindrücken, Erlebnissen und Momenten in den Bus Richtung Sterzing, wo wir zwei (Regen)tage lang die Füße hochlegten und mehrfach auf das Erreichte anstoßen konnten!
PS: Hier können wir als lohnenswerte Beschäftigung das Besucherbergwerk Ridnaun/Maiern empfehlen.
Get well over the Alps!